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18.12.2025 Espelkamp | Gesellschaft | Unternehmen
Ganz gleich ob Flipper, Musikboxen, Schokoladenverkäufer oder Geldspielgeräte – das Deutsche Automatenmuseum in Espelkamp bildet die Wurzeln der münzbetriebenen Automatenbranche ab und ist in dieser Form einzigartig. Rund 10.000 Besucherinnen und Besucher erfreuen sich jedes Jahr an den historischen Schätzen, die nicht nur mit ihrer technischen Raffinesse glänzen, sondern oft auch dafür sorgen, dass Kindheitserinnerungen wieder lebendig werden. Die Ausstellungsstücke stammen aus der Sammlung Gauselmann, die rund münzbetriebene 2.000 Exponate umfasst. Etwa 200 davon werden in einer Dauerausstellung sowie in wechselnden Sonderpräsentationen gezeigt. Für dieses außergewöhnliche Kaleidoskop aus Erfindergeist und Unterhaltungserfolg hatte Michael Gauselmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Merkur Group und Stiftungsvorstand der Gauselmann-Familienstiftung, vor 40 Jahren den Grundstein gelegt. 1985 erwarb er erstmals eine historische Musikbox – und wurde von einer Sammelleidenschaft gepackt, die ihn nicht wieder losließ.
„Ich hatte damals ein ziemlich ödes Büro und wollte es verschönern“, erinnert er sich. In einem Artikel stieß der damalige Geschäftsführer der adp Gauselmann auf Wurlitzer Musikboxen und guckte sich die legendäre Wurlitzer 1015 aus, um etwas Leben in die Räumlichkeiten zu bringen. Ein Händler wurde beauftragt, das gute Stück in England zu erwerben, doch der kam stattdessen mit der Musikbox Ami B zurück. Die war zwar deutlich trister als die farbenfrohe Wurlitzer, doch der Händler hatte noch andere Unterhaltungsspielgeräte aus England im Gepäck. Durch sie sprang der Funke bei Michael Gauselmann über und weckte den Wunsch, weitere Geräte zu erwerben. „Mir wurde plötzlich klar, dass alles, was münzbetrieben ist, die Chance bietet, ein Stück unserer Geschichte zu erzählen und unsere Wurzeln zu visualisieren.“
Der begeisterungsfähige Unternehmer hatte Feuer gefangen. Er flog nach Texas und erwarb auf einer Auktion gleich einen ganzen Schwung weiterer Musikboxen. In der Folge wurden zahlreiche Raritäten, die die Vielfalt und Innovationsfreude der Branche zeigen, angeschafft. So erschuf Michael Gauselmann eine der umfangreichsten Sammlungen münzbetriebener Automaten weltweit. „Wir können die vergangenen 120 Jahre unserer Branche aus jedem Blickwinkel dokumentieren“, stellt er fest. Kuriose Nebeneffekte inklusive: In den 1990er Jahren konnte mit einem der Geräte sogar eine Urheberrechtsklage in den USA abgeschmettert werden. Der Vorwurf, die Kartenwendertechnik kopiert zu haben, hielt vor Gericht nicht stand, weil mit einem Automaten aus der Sammlung bewiesen werden konnte, dass diese Technik nicht auf den Kläger zurückging, sondern sie schon vorher existiert hatte.
Michael Gauselmann und sein Team trugen hunderte Exponate zusammen – und wollten sie der Öffentlichkeit zugänglich machen. Eine Sonderausstellung im Deutschen Museum in München 1988 bildete den Startschuss für insgesamt rund 200 Sonderausstellungen, die hunderttausende Menschen erreichten. Sogar in Einkaufszentren wurden die historischen Schätzchen gezeigt. „Wir wollten dahin gehen, wo die Menschen sind“, erinnert sich der leidenschaftliche Sammler. 1995 wurden einige Räume in der Espelkamper Merkur-Allee so hergerichtet, dass dort ein kleines Museum entstand. Die Sammlung wurde so exquisit, dass sie Begehrlichkeiten weckte. So wollte beispielsweise der berühmte Zauberkünstler David Copperfield, der ebenfalls eine beachtliche Sammlung besitzt, vier seltene Automaten erwerben. Michael Gauselmann wollte nicht verkaufen, aber im Gegenzug überzeugte er den weltweit gefeierten Magier davon, das neue Geldspielgerät „eMotion“ in einer ausgefallenen Marketing-Aktion anzukündigen – und überließ ihm schließlich die Exemplare. „Ich würde es heute wieder so machen, der Werbeeffekt mit David Copperfield war der Knaller.“
Im Jahr 1999 übernahm schließlich Bruder Armin Gauselmann als damaliges Vorstandsmitglied der Gauselmann AG die Verantwortung für die Sammlung. Er erweiterte das Portfolio maßgeblich und erwarb sowohl die Sammlung eines deutschen Automaten-Herstellers als auch die 650 Automaten umfassende Kollektion von Jean-Claude Baudot. Darüber hinaus war Armin Gauselmann die treibende Kraft für den Umzug in die neuen Räumlichkeiten, denn in der Merkur-Allee platzte das Museum mittlerweile aus allen Nähten. Er machte sich dafür stark, dass es einen modernen Ausstellungsort bekam, und so zog das Museum 2013 an den heutigen Standort auf Schloss Benkhausen.
Seitdem kommen jedes Jahr rund 10.000 Besucherinnen und Besucher, um die Decap-Roboterband, den PEZ-Automaten oder den einarmigen Banditen hautnah zu erleben. „Wir sind sehr froh über den konstanten Zuspruch der Gäste und die vielen Begegnungen und persönlichen Geschichten, die unsere Geräte auslösen“, erläutert Museumsleiter Sascha Wömpener. Dem kann Michael Gauselmann nur zustimmen – und doch denkt er schon wieder einen Schritt weiter: „Ich würde mit den Exponaten gerne wieder noch mehr Menschen erreichen und dafür vielleicht auch an anderen Orten ausstellen. Dank der Automaten kann man mit so vielen Menschen über die Branche ins Gespräch kommen – und diese Chance sollten wir nutzen.“