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07.07.2023 Espelkamp Events Gesellschaft
Kunst steht häufig in Verdacht, nicht besonders alltagsnah zu sein. Mitunter haftet ihr sogar etwas Elitäres an. Der Skulpturenwettbewerb auf Schloss Benkhausen beweist, dass es auch anders geht. Denn die 14 Kunstwerke behandeln Fragen, die sich wohl fast jeder schon einmal gestellt hat. Was macht das Leben aus? Wie können Anspruch und Wirklichkeit in Einklang gebracht werden? Mit welcher Grundhaltung bewältige ich den Alltag?
Die Künstlerin Bettina Bollmann-Koch aus Preußisch Oldendorf hat diese Fragen für sich beantwortet und die Quintessenz in ihrer Skulptur „Steh-auf-Mensch“ zusammengefasst. „Auch wenn meine Muskelerkrankung mich oft völlig umwirft, ist es der Blick für die schönen Dinge des Alltags, der mir Stück für Stück Kraft und Aktivität zurückgibt“, erklärte sie bei der Eröffnung. Das könne zum Beispiel der erste Zitronenfalter des Jahres oder die Begegnung mit einem besonderen Menschen sein. „Dann bekomme ich den inneren Drang, das Leben wieder positiv zu sehen.“ Als Motto des Skulpturenwettbewerbs hatte Organisatorin Angelika Gauselmann das Thema „Lebenskunst“ ausgewählt.
„Ich freue mich, dass so viele tolle Künstlerinnen und Künstler ihre Werke bei uns präsentieren“, sagte sie zur Begrüßung. Mehr als 30 Kunstschaffende aus ganz Deutschland hatten sich beworben, 14 Werke wurden ausgewählt und sind bis Ende Oktober sowohl auf Schloss Benkhausen sowie erstmals auch an der Ellerburgruine zu sehen. Während Anja Kittel als stellvertretende Bürgermeisterin Espelkamps die Grüße der Stadtverwaltung überbrachte, nahm der gebürtige Hiller Gregor Maas, der mittlerweile an der Kunsthalle Bielefeld arbeitet, eine inhaltliche Erläuterung des Wettbewerbs sowie der Werke vor. „Das bekannte Lebensmotto ,carpe diem‘ erinnert uns daran, in der Gegenwart zu leben und sich nicht so viele Sorgen um die Zukunft zu machen“, betonte er. Diese Konzentration auf den unmittelbaren Augenblick findet er beim Betrachten eines Kunstwerks wieder. „Es holt den Rezipienten in die Gegenwart zurück“, so Maas.
Dass Lebenskunst wenig mit Selbstoptimierung zu tun hat, verdeutlichte der Düsseldorfer Bildhauer Peter Ripka. Sein Kunstwerk „Tagträumer“ widmet sich der verloren gegangenen Kunst des Müßiggangs. Die Skulptur soll dazu animieren, innezuhalten und einen Gang herunterzuschalten. Scheinbar lässig sitzt sie im Gras, trägt nur einen Schuh und hat den Blick offenbar in die Ferne gerichtet. Sie verdeutlicht den Umstand, dass die Kunst des Lebens nicht immer darin besteht, materiellen Dingen nachzujagen, sondern einfach auch mal nichts zu tun.
Eine sehr optimistische Grundhaltung symbolisiert die Stele „Lebenslust“ von Gregor Doc Davids aus Mülheim an der Ruhr. Das drei Meter hohe Objekt ist in knalligen Rottönen gehalten und aus Stahl sowie farbigem Glasrelief gefertigt. Mit ihrer lebensbejahenden Ausdrucksstärke soll ein Zeichen für die Freude am Leben gesetzt werden. „Jeden Tag bewusst zu genießen, Normalität zu feiern, Freunde und Familie als Geschenk zu betrachten – das ist für mich Lebenskunst“, fasst der Künstler zusammen.
Der Startschuss zum Skulpturenwettbewerb war der Auftakt zu einem prall gefüllten Kulturprogramm auf Schloss Benkhausen. Am Samstag, 8. Juli, erwartet die Besucher die Solo-Theaterperformance von Heike Bänsch (17 Uhr). Am Sonntag, 9. Juli, geht es ab 15 Uhr mit dem Fest der Poesie im Park weiter. Das Familientheaterstück „Das allerletzte Einhorn“ steht am Sonntag, 16. Juli, um 15 Uhr auf dem Terminkalender. Die Veranstaltung beginnt mit dem Auftritt des Musikerduos „Beau Pignon“ um 14 Uhr.