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12.04.2022 Espelkamp Gesellschaft
Wer die Grabstätte auf Schloss Benkhausen betritt, kann dort den Hauch der Geschichte spüren. Denn die Wurzeln des Grabhügels reichen deutlich länger zurück, als die Gräber der Familie von dem Bussche Münch bislang vermuten ließen. Das ist das Ergebnis, das die Wissenschaftler des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL-Archäologie zu Westfalen) nun auf Schloss Benkhausen im Rahmen ihres Abschlussberichts präsentiert haben. In den vergangenen zwei Jahren hatten sie herausgefunden, dass die Historie des Grabhügels sogar bis auf die Jungsteinzeit zurückgeht – und damit in die Zeit zwischen 2.300 und 2.500 vor Christus. Bei Bodenbohrungen sind botanische Überreste gefunden worden, die sich eindeutig dieser Epoche zuordnen lassen.
„Es ist eine erstaunliche Sache, dass bei den Bodenbohrungen etwas gefunden worden ist“, erklärte Schlossherr Paul Gauselmann. „Die Vorstellung, dass hier vor 4.500 Jahren schon Menschen gelebt haben, ist wirklich außergewöhnlich.“ Der Unternehmensgründer und Vorstandssprecher der Gauselmann Gruppe hatte den Abschlussbericht aus den Händen der Archäologen Dr. Hans-Otto Pollmann sowie Dr. Marlen Schlöffel entgegengenommen. Seine finanzielle Unterstützung hatte das Projekt erst ermöglicht.
„Mit unseren Funden können wir nachweisen, dass damals die Menschen in der Gegend nicht nur umhergezogen sind, sondern tatsächlich hier gelebt haben“, erläuterte Dr. Hans-Otto Pollmann. Wahrscheinlich seien es Halbnomaden gewesen, die sich der Viehwirtschaft und der Getreidezucht gewidmet haben. Für den Archäologen sind die Befunde nicht nur ein Fingerzeig dafür, dass zur 500-jährigen Historie des Schlosses ein weiteres Kapitel hinzukommt, sondern dass es sich hierbei auch um ein sehr frühes Zeugnis der Espelkamper Stadtgeschichte handelt. Deshalb war auch Espelkamps Bürgermeister Dr. Henning Vieker dabei, als die Wissenschaftler die Resultate präsentierten.
Die Funde sind möglich gewesen, weil der später aufgeschüttete Grabhügel der Familie von dem Bussche Münch die ältere Begräbnisstätte quasi konserviert hat. „Im Kern des heute sichtbaren Grabhügels gibt es tatsächlich einen sehr viel älteren Hügel“, berichtete Dr. Marlen Schlöffel. Diese Erkenntnis deckt sich auch mit einem Tagebucheintrag von Sophie von Kossecki (geb. von dem Bussche Münch), der Tante des letzten Schlossherrn von Benkhausen. Sie hatte bereits vermutet, dass der Hügel, auf dem ihr Großvater ein Denkmal errichten ließ, früher ein Hünengrab gewesen sei. „Das scheint so zuzutreffen“, so die Wissenschaftlerin. Den Hinweis auf diesen Eintrag hatte Karl-Friedrich Hüsemann (Verein Herrenhäuser und Parks im Mühlenkreis) gegeben – und damit den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht.
„Wir freuen uns sehr, dass die historischen Spuren des Schlosses so weit zurückreichen“, betonte Angelika Gauselmann, die das Projekt gemeinsam mit Sylvia Blaha (Immobilienbereich der Gauselmann Gruppe) federführend betreut und vor Ort organisiert hat. Die wissenschaftlichen Arbeiten hatten vor knapp zwei Jahren auf dem Grabhügel begonnen. Aufgrund der Tatsache, dass dort noch im vergangenen Jahrhundert Menschen bestattet worden sind, hatte man sich gegen Ausgrabungen und für die Bodenbohrungen entschieden. Mit einem mehrere Meter langen aber nur 5 Zentimeter breiten Rohr sind an verschiedenen Stellen Bodenproben entnommen und im Labor analysiert worden. Die gesammelten Erkenntnisse sollen zukünftig auf einer Informationstafel präsentiert und allen Besucherinnen und Besuchern des Schlosses zugänglich gemacht werden.